Freiburg und Montreux sind die ersten beiden Schweizer Städte, die in das Creative Cities Network der UNESCO (UCCN) aufgenommen wurden. Für die Erstellung ihres Bewerbungsdossiers im Bereich der Gastronomie hat sich die Stadt Freiburg mit zahlreichen Partnern zusammengeschlossen. Durch den so entstandenen Aktionsplan zieht sich die Innovation in der Gastronomie als roter Faden, und zwar auf der Ebene der Forschung, des Sozialen und der Kultur.
Eine Premiere in der Schweiz: zwei Städte sind offiziell dem UCCN beitreten (siehe unten). Eine davon ist Freiburg, und zwar im kreativen Bereich «Gastronomie», während Montreux in der Kategorie «Musik» aufgenommen wurde. Der Gemeinderat freut sich über diesen Entscheid des Ad-hoc-Komitees der UNESCO. Für ihr Bewerbungsdossier arbeitete die Zähringerstadt eng mit zahlreichen Partnern wie Terroir Fribourg, GastroFribourg, der Cluster Food&Nutrition, Innoreg-FR, Freiburg Tourismus und Region, die Agglomeration Freiburg und dem Verein C zusammen ‒ insgesamt mit über 30 öffentlichen und privaten Akteurinnen und Akteure. Ausserdem wurde sie von GastroSuisse und der Schweizerischen Vereinigung der AOP-IGP unterstützt.
Freiburg ist die Hauptstadt eines Kantons, der seit Jahrhunderten auf eine qualitativ hochwertige Nahrungsmittelproduktion ausgerichtet ist, und bestätigt damit ihre Rolle als Aushängeschild eines Ökosystems, das sich im weitesten Sinne um die Gastronomie dreht. Die Stadt beherbergt zahlreiche Restaurants und Lebensmittelgeschäfte, die eine gelungene Mischung aus gehobener Gastronomie und volkstümlicher Küche bieten. Sie befindet sich im Herzen einer Region, die für ihre landwirtschaftliche Produktion bekannt ist, was vor allem der Herstellung des Gruyère AOP und des Vacherin fribourgeois AOP zu verdanken ist. Darüber hinaus spielt die Stadt eine wichtige Rolle bei der Wahrung lebendiger Traditionen wie der Bénichon und der Sankt-Nikolaus-Feier, den Lebkuchen und dem allseits beliebten Fondue moitié-moitié.
Gestützt auf ein starkes Agrar-Lebensmittelökosystem sowie auf das Innovationsquartier bluefactory, das auf dem historischen Gelände der Cardinal-Brauerei errichtet wurde, ist die Stadt Freiburg ein Inkubator für Innovationen in der Agrar- und Lebensmittelbranche sowie im sozialen und kulturellen Bereich. Mit ihren rund 140 kulturellen Einrichtungen und über 300 Unternehmen, die in der Lebensmittelbranche tätig sind, setzt die Stadt die Gastronomie als Vektor für die Kultur ein und nutzt umgekehrt Kunst und Kreativität als Hebel für gastronomische Entdeckungen, soziale Durchmischung und öffentliche Gesundheit.
Innovation in der Gastronomie als roter Faden des Aktionsplans Die Mitgliedschaft im UCCN setzt die Vorlage eines vierjährigen Aktionsplans voraus. Dieser wurde Hand in Hand mit den Partnern der Stadt ausgearbeitet und dreht sich um die Innovation in der Gastronomie mit drei Schwerpunkten: Forschung (Positionierung und Stärkung der Stadt und des Kantons als Innovations- und Forschungsstandort im Agrar- und Lebensmittelbereich), Bildung (Förderung der Sensibilisierung der jungen Generation sowie der beruflichen Integration und Wiedereingliederung durch die Gastronomie) und Events (Kultur, Wirtschaft, Soziales, Sport ‒ die Gastronomie als Achse des Stadtmarketings dauerhaft etablieren und als Hebel für Kreativität nutzen).
Konkrete Anwendungsbeispiele sind die Fortführung der Messe InnoFood & co in Freiburg (Innovation in der Forschung), die Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern zwischen 4 und 16 Jahren für gesunde Ernährung und berufliche Wiedereingliederung in den Restaurants der Stadt (Innovation im Bildungswesen) oder die Förderung von Veranstaltungen, welche die Gastronomie als Hebel für Kreativität und Entdeckungen für neue Zielgruppen nutzen, wie das FIFF mit seinem Konzept «Film und Genuss» (Innovation im Eventbereich).
Die Aufnahme Freiburgs in das UCCN ist die erfolgreiche Krönung von mehr als zwei Jahren Arbeit im Zusammenhang mit dem Projekt «Freiburg ‒ GenussStadt 2023». Letzteres hat zahlreiche Kooperationen hervorgebracht und ein wertvolles Netzwerk von Akteurinnen und Akteuren in diesem Bereich geknüpft, das eine Verbindung zwischen Stadt und Land schafft. Der Wille, diese fruchtbare Zusammenarbeit zu verstetigen, verbunden mit dem Wunsch, den Austausch auf internationaler Ebene rund um das Thema Gastronomie zu entwickeln, hat die Stadt dazu motiviert, ihre Bewerbung bei der UNESCO einzureichen.
Die Stadt Montreux hat ihrerseits geplant, Musik in die nachhaltige Stadtentwicklung zu integrieren, junge Talente zu fördern und die musikalische Kreativität lokal und international zugänglich zu machen. Kreativität ist bereits fest verankert in der waadtländischen Gemeinde, die zahlreiche Musikfestivals ausrichtet, darunter das weltberühmte Montreux Jazz Festival und der Septembre Musical.
Ein internationales Netzwerk Das UCCN wurde 2004 gegründet und soll die internationale Zusammenarbeit zwischen Städten fördern, die Kreativität als strategischen Faktor für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzen. Etwa 350 Städte aller Grössenordnungen auf der ganzen Welt gehören zum Netzwerk: Freiburg schliesst sich damit Rouen, Montreal, Berlin, Bergen, Chengdu oder Thessaloniki an und kann nun mit diesen Städten Verbindungen knüpfen. Das UCCN umfasst sieben verschiedene kreative Bereiche: Handwerk, Medienkunst, Film, Design, Gastronomie, Literatur und Musik. Jede Stadt muss bestehende Verbindungen zu dem ausgewählten Bereich nachweisen. Bei der UNESCO sind die Netzwerke von den Konventionen wie der Welterbekonvention oder dem Übereinkommen zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes getrennt. Pro Land können nur zwei Städte ins UCCN aufgenommen werden, und das alle zwei Jahre. Im Rahmen der Ausarbeitung ihrer Bewerbung wurde die Stadt Freiburg von der Neuen Regionalpolitik (NRP) unterstützt.
Weitere Informationen unter www.stadt-freiburg.ch/uccn und fr.unesco.org/creative-cities